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Die Kreuzigungsgruppe auf dem Kreuzberg bei Sonnenaufgang.

Schrecksekunde beim Osternachtsgottesdienst

Rödelmaier (hf). Andrea Bayer, Mesnerin der Pfarrkirche St. Ägidius in Rödelmaier, hatte sich auf das "Gloria" in der Osternacht am Karsamstag in diesem Jahr ganz besonders gefreut: Da nämlich konnte sie zum erstmal nach gut einem Jahr wieder alle Glocken läuten lassen. Am Schaltpult in der Kirche drückte sie die Knöpfe. Alles leuchtete grün. Strahlend geht sie in den Kirchenraum, um die Kerzen am Licht der Osterkerze anzuzünden. Dann der Schrecken des Abends, als sie feststellt, dass die Glocken gar nicht läuten. Ein Blick in das Innere des Schaltschranks bringt schnell Klarheit: Die Sicherung war nicht eingerastet. Dann aber ist es deutlich zu hören: Alle drei Glocken läuten wieder. Man merkte, wie der Mesnerin ein Stein vom Herzen fiel. Im Kirchenraum selbst hatte man davon nichts mit bekommen. Da waren die kräftigen Töne der Orgel zu hören und die Gläubigen, die kraftvoll mit sangen.

Prälat Bernold Rauch hatte zunächst vor dem Gotteshaus das Osterfeuer gesegnet und dort die Osterkerzen der Pfarrei und des Karmelitinnenkloster entzündet. Gemeinsam mit dem Altardienst und den Gläubigen zog er in das Gotteshaus ein. Mit dem bekannten "Lumen Christi" wurden zunächst die Kerzen der Ministranten, dann die der Gläubigen entzündet. Die Lesungen aus dem Alten Testament gehören ebenso zur Osternachtsliturgie wie das "Gloria". Dann erklingt nach dem Gründonnerstag wieder die Orgel, die Ministranten läuten die Altarglocken und auch die Glocken im Turm der Kirche verkünden die Auferstehung Christi. War die Kirche Rödelmaier bis dahin nur vom Schein der Kerzen erhellt, so erstrahlte sie nun wieder im vollen Lichterglanz. Der Gesang der Schwestern aus dem Karmel Regina pacis gehört seit vielen Jahren ebenfalls zur Liturgie in der Ortskirche von Rödelmaier.

Die "Karwoche" zog sich in diesem Jahr über fast zwölf Monate, sagte Mesnerin Andrea Bayer. Sie ist gleichzeitig Kirchenpflegerin und verweist damit auf die dringend notwendige Glockensanierung. Zuletzt konnte lediglich noch eine Glocke geläutet werden, "dann ging gar nichts mehr." In den 1980er Jahren waren die Glocken der Kirche von Rödelmaier letztmals grundlegend saniert worden, fand sie in den Unterlagen heraus. Kein Wunder, dass nun einige Arbeiten anstanden. Eine der Glocken musste bei der Sanierung vollkommen demontiert und wieder neu eingerichtet werden. Neue Verschraubungen und Verbindungen waren an einer weiteren Glocke erforderlich, außerdem war ein neuer Glöppel notwendig, da der bisherige das Glockeninnere zu stark schädigte. Neue Läutemaschinen mussten eingebaut werden und ein Überspannungsschutz war notwendig geworden.

Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen wird noch ein Turmfenster instand gesetzt Insgesamt verschlang die Instandsetzung der Steuerung des Geläutes, der Turmuhr, des Leiteraufgangs und der Elektrik rund 11.000 Euro. Erfreulich: Die Diözese Würzburg hatte für die Kirchengemeinde ein besonders Ostergeschenk parat: 40 Prozent Zuschuss gewährt sie, hieß es in einem Schreiben, das in der Karwoche eintraf. Die Restkosten müssen von der Kirchengemeinde und aus Spenden der Gläubigen getragen werden, sagt die Kirchenpflegerin. Wichtig ist ihr aber, dass nun wieder zu den Gottesdiensten und zu den Gebetszeiten in Rödelmaier die Glocken läuten.

Die älteste Glocke datiert aus dem Jahr 1513. Sie trägt die Inschrift "Ave Maria gratia plena" Gegrüßet seist Du Maria". Allerdings zeigt sie nicht, wie zu vermuten ist, das Motiv der Muttergottes, sondern der Heiligen Barbara. Sie gehört damit zu den ältesten Glocken des Landkreises Rhön-Grabfeld, sagt Andrea Bayer. Reliefs der Muttergottes und des Heiligen Ägidius schmücken die kleinste Glocke. Sie wurde 1754 gegossen. "Ora pro nobis" - bittet für uns - ist auf ihr zu lesen. Weiter steht dort: "Durch Feuer bin ich zerflossen, Martinus Büttner, hat mich gegossen." Keine Information gibt es über die dritte Glocke, sagt die Mesnerin. Dort ist auch keine Inschrift oder ein Relief zu erkennen.

Text: Hanns Friedrich